Website Relaunch:
3 typische Fehler

Oft sieht die neue Website nach dem Relaunch zwar besser aus als die alte, verliert aber an Sichtbarkeit bei den Suchmaschinen. Du erfährst, welche Fehler in Bezug auf SEO oft beim Relaunch gemacht werden.

Autorin: Lisa Augustin Zuletzt aktualisiert: 26. Februar 2024
Nachdenkliches Laptop Maskottchen mit Bauhelm

Irgendwann steht er bei jeder Website an: der Website Relaunch. Neues Design, aufgeräumte Struktur und die Absicht online sichtbarer und präsenter zu werden.

Doch bei so einem Website Relaunch kann auch viel schiefgehen. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Relaunches begleitet oder musste danach sogar Notfallhilfe leisten, weil die Sichtbarkeit plötzlich eingebrochen ist.

In diesem Beitrag möchte ich über die häufigsten Fehler, die bei einem Relaunch passieren können, sprechen – und natürlich auch darüber, wie man sie verhindern kann.

Fehler 1: Planung und Zielsetzung

Ich habe bisher erst einen einzigen Relaunch erlebt, der den Zeitplan halten konnte. Nicht mal mein eigener Relaunch dieser Website hier konnte der Zeitplan halten. Doch woran liegt es, dass ein Website Relaunch oft länger als geplant benötigt?

Die Antwort ist einfach: Meistens sind alle beteiligten Partien schuld daran. Eine Karikatur, welche mich schon seit dem Softwareengineering Unterricht im technischen Gymnasium begleitet, ist folgende:

Cartoon beschreibt, warum Softwareprojekte oft scheitern.
Bildquelle: Programmwechsel

Und diese Karikatur gilt nicht nur für komplexe Softwareanwendungen, sondern auch für Websites. Der Kunde erklärt meistens nicht genau genug, was er wirklich benötigt. Dann kommt es zu einer Differenz zwischen Sender und Empfänger. Der Anbieter verspricht hingegen das Blaue vom Himmel, frei nach dem Motto „Alles ist möglich!“. Für eine ausführliche Kalkulation fehlt allerdings oft die Zeit und so wird sich nur grob an der dürftigen Kundenbeschreibung entlang gehangelt.

Bei der Umsetzung fällt den Entwicklern dann oft auf, dass es mehr Arbeit ist als geplant oder der Kunde wirft Dinge in den Raum, die so gar nicht kalkuliert wurden. Und dann wird nachverhandelt und nachberechnet. Und letztlich bekommt der Kunde was ganz anderes, als er erwartet hat. Und irgendwann geht das Projekt dann online, weil ohnehin schon viel Zeit und Geld hineingeflossen ist.

Wir haben doch gerade gesehen, dass es oft schon mit einer falschen oder dürftigen Beschreibung des Kunden anfängt. Du glaubst nicht, wie viele „mündliche“ Beschreibungen ich schon für Website-Projekte bekommen habe. Anfangs habe ich auch noch kleinere Projekte ohne Designer umgesetzt, was dann zwar kostengünstiger war, aber im Nachhinein auch viel aufwendiger, weil ja nichts klar definiert wurde. Sprich, ich habe Tagelang mit Pixel schubsen verbracht, weil am bereits angefangenen Projekt während der Umsetzung erst definiert wurde. Das führte zu Chaos, Zeitverschiebung und Frust auf beiden Seiten.

Wie lässt sich dieses Problem beheben?

Ich habe mittlerweile Mittel und Wege gefunden, um dieses Problem mit der Planung und Zielsetzung in den Griff zu bekommen.

Lastenheft

Wenn ich die Website für einen Kunden umsetze, dann bitte ich ihn, sehr klar und ausführlich seine Anforderungen niederzuschreiben. Entweder führe ich ein Interview mit ihm und lege ihm dann seine Anforderungen später schriftlich vor – oder er soll mir gleich ein Lastenheft schreiben.

Wenn ich die Website nicht umsetze und nur für die Suchmaschinenoptimierung beim Relaunch zuständig bin, unterstütze ich den Kunden dabei, ein konkretes Lastenheft zu schreiben. Und zwar, bevor die neue Website in die Umsetzung geht. Dort stehen dann auch explizit technische Anforderungen drinnen, die auch für SEO wichtig sind, wie:

Nachher bin ich nämlich diejenige, die nach dem Relaunch nacharbeiten und z. B. die Überschriftenstruktur anpassen darf, weil davon ja nichts in den Anforderungen stand. Und darauf habe ich keine Lust. Denn ich bin kein Fan davon, wenn bestimmte Arbeiten doppelt gemacht werden, nur weil es vorher nicht klar definiert war. Die Zeit und das Geld kann man sich echt sparen.

Vertrauen und eine klare Rollenverteilung

Je mehr Menschen bei einem solchen Projekt mitsprechen, desto schwieriger wird es bei der Umsetzung. Ich habe vorhin geschrieben, dass bisher nur ein Website-Relaunch den Zeitplan einhalten konnte. Das war der Relaunch von unserem lokalen Metzger und Caterer Party-Buck. Innerhalb von 3 Wochen war die Website online, pünktlich zu einer Jubiläumsfeier. Und wie haben wir das geschafft?

Ich habe mich um alles gekümmert, was mit der Website zu tun hatte: Fotografen organisiert, Texte geschrieben und letztlich auch die Website komplett umgesetzt. Und der Auftraggeber hat mir auch die Verantwortung dafür übertragen. Keine Skepsis, keine Rechtfertigungen, keine Nachverhandlungen. Es ist einfach alles wie am Schnürchen gelaufen. Wir haben die Aufgaben klar verteilt und offen miteinander kommuniziert. Vom Auftraggeber kamen pünktlich alle Materialien und ich konnte rechtzeitig alles umsetzen.

Doch so läuft natürlich nicht jedes Projekt ab. Meistens scheitert es schon an den Verantwortlichkeiten genauer gesagt daran, dass sich jeder für alles verantwortlich fühlt. Gerade beim Thema Design fühlt sich jeder immer dazu berufen, seinen Senf abzugeben: Das ist mir zu rund, zu eckig, zu grün, zu blau, zu bunt, zu langweilig. Und das, obwohl das Design schon von den eigentlichen Verantwortlichen abgesegnet war.

Daher meine Empfehlung: Klare Verantwortlichkeiten definieren und irgendwann auch einen Knopf an die Sache machen.

Ich bin keine Designerin. Ich bin auch keine Fotografin. Und dennoch biete ich schlüsselfertige Websites an. Das geht aber nur, weil ich in meinem Netzwerk Experten habe, denen ich die Verantwortung für diese besagten Bereiche übergeben kann. Und denen vertraue ich auch, dass sie die Expertise haben. Ich würde nie auf die Idee kommen, meinen Fotografen zu sagen, wie sie ihre Bilder zu machen haben. Da halte ich mich raus. Man muss auch Verantwortung abgeben können.

Zeitplan

Zeitpläne sind da, um sich nicht daranzuhalten. So habe ich das schon öfter zu hören bekommen. Aber wenn man einen Zeitplan hat, dann gibt es wenigstens etwas Druck. Und ein Projekt mit Zeitplan wird aus meiner Erfahrung schneller fertig als ohne Zeitplan.

In so einem Zeitplan sollten konkrete Meilensteine, wie:

  • Bereitstellung Informationen Kunden
  • Umsetzung Design
  • Abnahme Design
  • SEO-Strategie
  • Fotoshooting
  • Technische Umsetzung Website
  • Content Abnahme
  • Go-live

Meist ist das alles nicht unbedingt innerhalb eines Monats machbar. Und daher sollte auch der Kunde realistische Erwartungen an den Zeitplan haben. Wenn offen und ehrlich von beiden Seiten aus kommuniziert wird, dann besteht die Chance, den Zeitplan realistisch aufzubauen und diesen auch mit +/- 2 Wochen einzuhalten.

Fehler 2: Erst der Relaunch, dann kommt SEO

Du glaubst gar nicht, wie oft ich Anfragen à la „Wir lassen gerade unsere Website neu machen und danach benötigen wir unbedingt SEO“ bekomme. Dabei fängt die Optimierung für Suchmaschinen schon vor dem Relaunch mit an. Ich habe dir einmal alle Aufgaben aufgelistet, die vor einem Relaunch anfallen und alle, die nach einem Relaunch anfallen.

SEO Aufgaben vor dem Relaunch

  • Aktuelle Sichtbarkeit und Potenziale checken
  • Menü- und Seitenstruktur definieren
  • URL-Struktur erstellen
  • Weiterleitungsliste erstellen
  • Keywordrecherche
  • Einzigartige Inhalte erstellen, die zur Suchintention passen
  • Bilder-SEO
  • Sauberer Aufbau der Überschriftenhierarchie
  • Saubere Implementierung von strukturierten Daten
  • Interne und externe Verlinkung
  • Meta-Title und Meta-Description hinterlegen
  • Sitemap und Robots.txt erstellen und überprüfen
  • Seitengeschwindigkeit überprüfen
  • Barrierefreiheit überprüfen
  • Nutzerfreundlichkeit auf allen Geräten überprüfen

SEO Aufgaben nach dem Relaunch

  • Indexierung durch Suchmaschinen erlauben
  • Neue Sitemap in der GSC einreichen und Indexierung neuer Seiten beantragen
  • Indexierung überwache und ggf. Fehler beheben
  • Inhalte verbessern
  • Neue Inhalte erstellen
  • Hochwertige Backlinks ergattern

Kümmert man sich erst nach dem Relaunch um alle Aufgaben, wird der Arbeitsaufwand im gesamten oft deutlich höher, weil noch einmal nachgearbeitet werden muss.

Ein beliebtes Beispiel ist die Überschriftenstruktur. Das machen aus meiner Erfahrung 90% aller Webdesigner falsch. Muss nach dem Relaunch nochmals auf jeder Seite die Überschriftenstruktur angepasst werden, kommen nochmals etliche Mehrkosten hinzu und der Webdesigner ist genervt. Wird aber schon vor dem Relaunch kommuniziert, wie die Überschriftenstruktur aufgebaut sein soll und auch von einem Experten überprüft, kann diese gleich von Beginn an richtig umgesetzt werden.

Beim Hausbau wird ja auch im Vorhinein überlegt, wo wie viele Steckdosen hinkommen. Später, nachdem das Haus schon bezugsfertig ist, nochmals neue Leitungen zu verlegen, wäre doch Wahnsinn.

Ich habe dir ein Beispiel aus der Realität mitgebracht. Eine Kundin, mit der ich schon länger an einer SEO-Strategie arbeitete, kam plötzlich mit einer neuen Website ums Eck. Sie fragte mich NACH dem Go-live der neuen Website, ob ich auch mal seo-technisch drüberschauen kann. Leider hatte sie zu dem Zeitpunkt schon fast alle Rankings bei Google verloren, weil der Relaunch unsauber durchgeführt wurde.

Auf dem folgenden Chart kann man sehen, wie wir die Rankings bei Google vor dem Relaunch im Juni 2023 erfolgreich ausgebaut haben. Mit dem Relaunch waren plötzlich fast alle Rankings verloren. Seitdem sind wir wieder im Aufbau – aber es dauert noch, wie wir wieder ans alte Level anschließen können.

Das Chart zeigt an, dass viel weniger Keywords in den Top 100 als vor dem Relaunch ranken.

Fehler 3: Getestet wird am Nutzer

Dies ist nicht nur ein häufiger Fehler bei Website Relaunches, sondern auch allgemein in der Softwareentwicklung. Meist liegt es daran, dass zu wenig Zeit eingeplant wird und dann das Testen hinten herunterfällt.

Gerade beim Testen sehen vier Augen doch mehr als 2. Daher sollte nicht nur der Entwickler, sondern auch ein Außenstehender die komplette Website auf Funktion und Nutzerfreundlichkeit untersuchen, sowie alle Randbedingungen testen.

Wenn ich eine Website vor dem Relaunch auf Herz und Nieren teste, prüfe ich immer folgende Faktoren:

  • Überschriftenstruktur
  • Verlinkungen
  • Weiterleitungen
  • Rechtschreibfehler
  • Formulare
  • Darstellung auf verschiedenen Browsern und Endgeräten
  • Bilder-SEO
  • Barrierefreiheit
  • Metadaten
  • Strukturierte Daten
  • Datenschutz
  • Sicherheit
Wer das ausgiebige Testen vor dem Relaunch nicht für wichtig vergisst, testet am Nutzer und verliert im schlechtesten Fall zahlende Kunden.
Planung Selbststaendige
Unterstützung beim Relaunch
Bei einem Website-Relaunch zählt nicht nur ein frisches Design, sondern auch die Sichtbarkeit in Suchmaschinen und die Funktionalität der Website. Mit meinem tiefgreifenden Verständnis für technische Optimierungen und gezielte SEO-Strategien stelle ich sicher, dass deine Website post-Relaunch besser performt und organisch auffindbar bleibt. Wir legen gemeinsam den Grundstein für eine Website, die nicht nur optisch überzeugt, sondern auch unter der Haube für Suchmaschinen und Nutzer gleichermaßen optimiert ist.

Fazit: Worauf sollte man beim Website Relaunch unbedingt achten?

Der kniffligste Punkt aus meiner Sicht ist es, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Personen an einen Tisch zu bekommen. Steigt jemand zu spät mit ein, kommt es immer zu Verzögerungen und auch Differenzen untereinander.

Zu Beginn müssen also unbedingt folgende Partien mit an Bord sein:

  • Auftraggeber (Marketing, Geschäftsleitung, eventuell noch HR und andere Fachabteilungen)
  • Webdesign (Sowohl der kreative, als auch der technische Ansprechpartner)
  • SEO-Experte

Wichtig ist, dass alle Partien miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Daher ist eine klare und transparente Kommunikation das A und O.


Lisa Augustin, Autorin, Bloggerin, Softwareentwicklerin und SEO Expertin.

Lisa Augustin

Software-Entwicklerin, SEO-Expertin, Bloggerin, Genussbikerin

Lisa Augustin (geb. Lisa Rudolf) hatte schon immer eine Vorliebe für Algorithmen und technische Probleme. Nach ihrem Informatikstudium hat sie über 5 Jahre lang Berufserfahrung als Softwareentwicklerin gesammelt, während sie nebenher einen Blog über gesunde Ernährung und Radsport geschrieben hat. In dieser Zeit hat sich auch eine Leidenschaft für Suchmaschinenoptimierung (SEO) entwickelt. Und dieser Leidenschaft geht Lisa jetzt hauptberuflich nach. Ihre Mission ist es, SEO verständlich zu erklären und andere Selbstständige, Blogger und kleine Unternehmen dabei zu unterstützen.

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